Im Kreis- und Stadtarchiv verwahren und verwalten Dr. Felix Engel, Archivleiter, und Magnus Rudorf, Archivmitarbeiter, das historische Gedächtnis der Region.
Was genau wird im Kreisarchiv des Jerichower Landes aufbewahrt?
Rudorf: Schriftliche Überlieferungen aus der Verwaltung, aber auch von Privatpersonen und Vereinen. Kurz gesagt alles, was aufgehoben werden muss. Zum Beispiel die Kassenbücher der Verwaltung, für die eine Aufbewahrungsfrist besteht. Oder die Nachlässe von Leuten. Das Älteste, was wir hier haben, sind mittelalterliche Bestände der Stadt Burg. Dann geht es weiter bis in die Gegenwart.
Wer fragt nach solchen Dokumenten?
Rudorf: Wir sind nicht nur Ansprechpartner für die Verwaltung, sondern auch für historisch Interessierte, für Heimatforscher. Wir sind Dienstleister für alle, die etwas aus der Vergangenheit erfahren möchten. Einen unserer Schwerpunkte bildet dabei die Einsicht in Baupläne. Damit beschäftige ich mich.
Engel: Ich widme mich neben der Archivleitung vor allem der Familienforschung und den Personenstandsunterlagen – unserem zweiten Schwerpunkt. Da geht es zum Beispiel um Nachlassangelegenheiten oder Stammbäume, für diejenigen, die wissen möchten, wo sie herkommen.
Wie verwahren Sie das alles?
Rudorf: Das Archiv untergliedert sich in zwei Bestandteile: das Zwischenarchiv und das Endarchiv. Im Zwischenarchiv lagert alles, was von der Verwaltung noch mal angefragt werden könnte. Nach Ende der vorgeschriebenen Aufbewahrungsfristen entscheiden wir nach vorgegebenen Bewertungsrichtlinien, welche Akten vernichtet beziehungsweise ins Endarchiv überführt werden. Bauakten oder Akten über eine Adoption etwa müssen generell aufbewahrt werden. Kassenbelege hingegen können nach zehn Jahren vernichtet werden.
Engel: Ein guter Archivar muss sich von Dingen trennen können und klar entscheiden: Was wird aufgehoben, was kann weg? Dauerhaft betrifft das fünf bis zehn Prozent des Verwaltungsschriftgutes, der Rest wird vernichtet.
Was reizt Sie, Dr. Engel, an der Archivleitung? Archivieren klingt doch staubtrocken.
Engel: Zum Teil ist es das auch, aber das ist nicht schlimm. Mich reizt es, Ordnungs-
systeme zu implementieren. Als Archivar sollte man einen ausgeprägten Ordnungssinn haben! Und ich erfreue mich sehr daran, dass man etwas ablegt und wiederfindet. Schön ist dabei, das historische Gedächtnis meiner Heimatregion verwalten zu können. Hinzu kommt: Da ich erst seit Kurzem dabei bin, hält das Archiv fast täglich Überraschungen für mich bereit. So gibt es Kartons und Kisten, in die wir noch nie einen Blick werfen konnten. Die sind hierhergekommen und erst mal zur Seite gestellt worden. Jetzt machen wir uns sukzessive daran, all diese Akten zu sichten. Was dabei alles an historischem Wissen zu Tage kommt ... ich finde das höchstspannend.
Wie verwahren Sie das alles?
Rudorf: Das Archiv untergliedert sich in zwei Bestandteile: das Zwischenarchiv und das Endarchiv. Im Zwischenarchiv lagert alles, was von der Verwaltung noch mal angefragt werden könnte. Nach Ende der vorgeschriebenen Aufbewahrungsfristen entscheiden wir nach vorgegebenen Bewertungsrichtlinien, welche Akten vernichtet beziehungsweise ins Endarchiv überführt werden. Bauakten oder Akten über eine Adoption etwa müssen generell aufbewahrt werden. Kassenbelege hingegen können nach zehn Jahren vernichtet werden.
Engel: Ein guter Archivar muss sich von Dingen trennen können und klar entscheiden: Was wird aufgehoben, was kann weg? Dauerhaft betrifft das fünf bis zehn Prozent des Verwaltungsschriftgutes, der Rest wird vernichtet.
Was reizt Sie, Dr. Engel, an der Archivleitung? Archivieren klingt doch staubtrocken.
Engel: Zum Teil ist es das auch, aber das ist nicht schlimm. Mich reizt es, Ordnungs-
systeme zu implementieren. Als Archivar sollte man einen ausgeprägten Ordnungssinn haben! Und ich erfreue mich sehr daran, dass man etwas ablegt und wiederfindet. Schön ist dabei, das historische Gedächtnis meiner Heimatregion verwalten zu können. Hinzu kommt: Da ich erst seit Kurzem dabei bin, hält das Archiv fast täglich Überraschungen für mich bereit. So gibt es Kartons und Kisten, in die wir noch nie einen Blick werfen konnten. Die sind hierhergekommen und erst mal zur Seite gestellt worden. Jetzt machen wir uns sukzessive daran, all diese Akten zu sichten. Was dabei alles an historischem Wissen zu Tage kommt ... ich finde das höchstspannend.
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
Rudorf: Wir bearbeiten Anfragen, die uns hauptsächlich per E-Mail erreichen. Wie gesagt, schwerpunktmäßig zu Bauplänen und Personenstandsbüchern. Wir nehmen Akten auf und ordnen sie. Sprich, wir erfassen wichtige Daten wie Straße und Hausnummer und nummerieren sie. Das Ziel ist ja immer, jede Akte schnell wiederzufinden.
Engel: Zudem betreiben wir eigene Forschung, etwa zu Themen des Landkreises. Mir schwebt zum Beispiel eine Chronik für das Jerichower Land vor. Um den Bürgern auch mal etwas an die Hand geben zu können, was ihre Geschichte hier vor Ort reflektiert.
Worauf kommt es beim Archivieren an?
Engel: Archivarbeit ist Detektivarbeit. Je besser ein Archiv geordnet ist, desto besser und schneller lassen sich Ergebnisse erzielen. Diese Ordnungsarbeit frisst unglaublich viel Zeit. Und das Ergebnis ist in der Regel auch nicht sofort sichtbar. Aber langfristig gilt: Stimmt die Ordnung und passt das Ordnungssystem, dann kann man ganz viel finden und herausfinden.
Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Rudorf: Wir verwahren hier die Burger Volksstimme – von 1870 bis heute. Wer darin stöbert, für den wird die Geschichte lebendig. Wo sonst ließe sich zum Beispiel das Wetter in Burg Ende des 19. Jahrhunderts nachschlagen?
Engel: Kürzlich hatten wir eine Anfrage zu einer Familientragödie, die 100 Jahre zurückliegt. Die Frage war, ob das Verbrechen tatsächlich so geschah, wie es überliefert wurde. In der Tageszeitung von damals fanden wir dazu sämtliche Details. Mit Namen, Anschrift und Geburtsdatum stand da, dass der Sohn seine Mutter erschossen und sich dann selbst umgebracht hat. Selbst konkrete Angaben zu den Verwandten gab es. Heutzutage wäre das aufgrund der geltenden Datenschutzbestimmungen undenkbar! Interessant sind eben gerade die vielen einzelnen Geschichten, welche die Historie bereithält.
Im Archiv finden sich nicht nur Akten, sondern auch Exponate. Gehören die nicht eher ins Museum?
Rudorf: Stimmt. Grundsätzlich ist zwischen Archivgut und Museumsgut zu unterscheiden. Eigentlich, denn bei uns stranden eben auch Dinge, die in Museen keinen Platz mehr finden, zum Wegwerfen aber viel zu schade sind. So finden sich bei uns mehrere historische Schreibmaschinen, verschiedenste Fahnen aus DDR-Zeiten, alte Fotos, Kartenmaterial ...
Engel: Zur Archivarbeit gehört eben auch die Archivpädagogik. Wenn jemand Material zur Geschichte sucht, etwa für eine Ausstellung, dann kann er bei uns nachfragen. Zum Beispiel jetzt zum 1.075-jährigen Stadtjubiläum, das Burg in diesem Jahr begeht. Wir hüten und bewahren nicht nur die Geschichte dieser Region, wir lassen sie auch gern wieder lebendig werden.
Und wenn Sie mal in die Zukunft des Archives schauen?
Engel: Wenn ich vorausschaue, sehe ich ein gut sortiertes, modernes Archiv, das seine Arbeitsabläufe durch die Digitalisierung und Einführung der E-Akte weiter optimiert und damit noch schnellere und gezieltere Zugriffe ermöglicht. Im Moment arbeiten wir ja noch überwiegend mit Papier. Die E-Akte dient dazu, das langfristig überflüssig zu machen.