Mathias Holzberger, Chef der Energienetze, arbeitet seit 23 Jahren im Stadtwerke-Verbund. Ein Interview über neue Entwicklungen samt Blick in die Zukunft.


Herr Holzberger, welche Entwicklungen beschäftigen Sie aktuell im Netzbereich?

Derzeit erleben wir eine extrem hohe Nachfrage für den Anschluss von Erneuerbare-Energien-Anlagen ans Netz. Dabei handelt es sich zu 99 Prozent um Photovoltaik – vorwiegend Kleinanlagen. In den letzten 15 Jahren gab es insgesamt 360 EEG-Anlagen in unserem Netzbereich. Allein 2022 kamen 200 neue hinzu, bis Ende Februar 2023 waren es schon weitere 30 bis 40. Das zeigt einerseits, dass immer mehr Menschen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Auf der anderen Seite stellt uns das im Netzbereich auch vor neue Herausforderungen.

Inwiefern?

Die Netze waren früher dazu da, um Strom zentral zu verteilen. Inzwischen besteht die Herausforderung darin, den Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen so ins Netz einzuspeisen, dass er auch weitertransportiert werden kann. Damit ergeben sich völlig neue Aspekte in der Netzplanung und -berechnung. Es gibt Leitungsabschnitte, wo bereits so viele erneuerbare Energien anhängen, dass dort keine neuen Anlagen auf kurzem Wege mehr angeschlossen werden können.

Durch die hohe Auslastung der Netze braucht es stärker dimensionierte Stromkabel.

Was bedeutet das für den Netzausbau?

In den letzten neun Jahren haben wir 80 Kilometer Mittelspannungsleitungen verlegt. Dabei wurden Kabel mit ausreichender Kapazität eingesetzt, die aber jetzt schon an ihre Grenzen stoßen. Netzausbau und Netzplanung sind für uns die Stichworte der Zukunft, wenn es um Klimaneutralität, Elektromobilität und Wärmepumpen geht. Das Problem: Der im Überfluss vorhandene Strom aus Photovoltaikanlagen kann nicht vorgehalten werden. Speichermöglichkeiten müssen vorangetrieben und Lösungen auf Basis von Wasserstoff, Biomethan usw. gefunden werden.

Bis 2032 sollen alle Haushalte moderne Mess-einrichtungen erhalten. Was sind die Vorteile?

Bürger können ihre Verbräuche in Echtzeit einsehen. Auch wird es in Zukunft Flextarife geben. Sie bieten die Möglichkeit, wenn mehr Strom verfügbar ist, diesen günstiger zu nutzen. Daran kann man seine Verbräuche anpassen, was durch Smart Home noch erleichtert wird. Programmiert man etwa die Waschmaschine für eine bestimmte Zeit vor, zahlt man weniger. Uns im Netzbereich erleichtern Smart Meter und moderne Mess-einrichtungen die Arbeit: Wir können Engpässe schneller erkennen und Stromreserven gezielter vorhalten. Zudem können wir die Kosten besser kalkulieren – was Netzentgelte einspart und auch für die Kunden zu Kostenerleichterungen führt. Nicht zuletzt können sich beide Seiten die Ablesungen sparen.

Wie gut sind Sie personell aufgestellt?

Mit 21 Mitarbeitern und einem Azubi sind wir ein schlagkräftiges Team. Im technisch-kaufmännischen Bereich ist das Arbeitsvolumen aber deutlich gestiegen. Mit Alexander Walter haben wir uns dort personell verstärkt. Perspektivisch suchen wir weiterhin nach Leuten, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Es ist ein sicherer Job, der sich stetig weiterentwickelt. Wer also Teil der Energiewende werden möchte und ein technisch-kaufmännisches Verständnis mitbringt, darf sich gern bei uns bewerben.

„Genau mein Ding!“

Ein Großteil der Anträge für den Anschluss von Erneuerbare-Energien-Anlagen landen auf dem Schreibtisch von Alexander Walter. Der 28-jährige Wirtschaftsingenieur mit Master Energietechnik übernahm schon vor Weihnachten das erste eigene Projekt. „Eine Stelle in der Energiewirtschaft war genau das, was ich wollte“, zeigt er sich zufrieden – genau wie Geschäftsführer Mathias Holzberger.