Klar, das Jerichower Kloster ist in aller Munde. Als Namensgeberin unseres Landkreises hat die Stadt aber noch mehr zu bieten. Dazu gehört die Jerichower Mühle, die es lohnt, gesehen und entdeckt zu werden. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist die letzte von einst sieben Holländerwindmühlen, in denen die Bauern ihr Getreide mahlen ließen. Vor 20 Jahren restauriert, präsentiert sie sich äußerlich wieder im Originalzustand.
Errichtet wurde die heutige Mühle 1857 auf einer teilweise künstlich aufgeschütteten Sanddüne, wo schon ihre Vorgängerin den Wind aus den Elbauen zum Kornmahlen nutzte. Seit 1936 wurde sie dabei von einem Motor unterstützt. Seit 1949 fehlten sowohl die Flügel als auch der drehbare Turmkranz der Mühle. Ihr Innenleben blieb allerdings bis heute vollständig erhalten. Nur stehen die Gerätschaften nicht mehr an ihren Originalplätzen und sind auch nicht angeschlossen.
Aus dem Mühlenschlaf erweckt
Nach ihrer Restaurierung, bei der die Mühle 2005 unter anderem neue Flügel bekam, schlummerte das Bauwerk ungenutzt vor sich hin. Bis sich der Förder- und Heimatverein Stadt und Kloster Jerichow e.V. dem technischen Denkmal der Stadt annahm. Das war vor gut zwei Jahren. Seitdem belebt der Verein – unter anderem mit jährlichen Veranstaltungen wie dem internationalen Mühlentag, einem Ostereiertrudeln am Mühlberg, einem Sommerfest bis hin zu Nikolausüberraschungen und anderem mehr – das Areal wieder, macht es für Jerichower und Gäste neu erlebbar.
Bei den Mühlennachbarn vorbeigeschaut
Die alte Holländerwindmühle immer im Blick haben Dr. Catharina Bertram (42) und Björn Menzel (45) – von ihrer Terrasse, aus dem Garten, sogar vom Sofa im Wohnzimmer. „Zu jeder Tageszeit und bei jeder Wetterlage erstrahlt sie in einem anderen Licht“, schwärmen die beiden. Bei Wind mache sie sogar Geräusche – ein bisschen so, als würden sich ihre Flügel wieder drehen. „Ein tolles Ambiente für gute Nachbarschaftsbeziehungen“, sagen sie lachend. Und das, obwohl dieser Ausblick auf ein Stück Jerichower Geschichte nicht der Auslöser für ihren Umzug nach Jerichow war. Björn Menzel, der freiberuflich als Journalist arbeitet, erzählt, dass er gleich nebenan in der Altmark aufgewachsen sei. „Für Studium und Job bin ich dann weg, hier gab´s einfach nichts Passendes.“ Anders heute, wo er im Homeoffice überall arbeiten könne.
"Warum wir uns in und für Jerichow engagieren? Weil wir nicht nur hier sein, sondern auch hier leben wollen. Und da gehört das doch wohl dazu!" Dr. Catarina Bertram
Zurück in die Heimat
Ähnlich geht es Lebensgefährtin Catharina Bertram, die als promovierte Biochemikerin von Jerichow aus für ein Institut am Bodensee arbeitet. Zuletzt haben die beiden in Leipzig gewohnt. „Für mich war das also ein Zurückkommen in die Heimat. Verbunden mit dem Wunsch, nach 25 Jahren Großstadtleben mal wieder ins Grüne zu gucken, nicht nur auf die Häuser gegenüber“, sagt er und fügt noch hinzu: „Und auch, um mal wieder etwas Neues im Leben anzugehen.“ Also haben sich die beiden auf die Suche begeben. „Wir wollten ein schönes altes Gebäude, in dem man zugleich noch etwas anderes machen als ,nur‘ selber leben.“ Die Landhausvilla, Baujahr 1913, mit großem Garten stand zum Verkauf und ja, sie biete Platz und habe Potenzial. Die obere Etage haben die zwei für sich renoviert und sind vor knapp drei Jahren eingezogen. Im Erdgeschoss wird zurzeit noch kräftig gewerkelt. Hier entsteht eine Ferienwohnung für sechs Personen, in der man auch einzelne Ferienzimmer mieten kann. Für all jene, die der Großstadt mal entfliehen wollen. Für Elberadwegwanderer, für Jerichowbesucher, für Gäste der Familien, die hier zu Hause sind ... Es gebe viele gute Gründe, nach Jerichow zu kommen. Darunter auch den, mal Mühlennachbarn sein zu wollen! J
Buntes Spektakel für alle Sinne
Die Jerichower Mühle verzaubert durch Licht – das gibt es am 19. Oktober 2024. Anlass ist das vom 30. August bis 2. November 2024 stattfindende Lichtblütenfestival Altmark und Freunde, das landkreisübergreifend 20 besondere Orte der Region in einzigartigem Licht erstrahlen lässt. Die Jerichower Mühle ist in diesem Jahr erstmals dabei. Sie präsentiert sich im Licht der vier Elemente Feuer, Wasser, Wind und Erde, denen einst alle sieben Jerichower Mühlen ausgesetzt waren. Begleitet von Elfen wird das Treffen der Naturgewalten im illuminierten Ambiente des Lichtblütenfestival zu einem bunten Spektakel für alle Sinne. Dazu gibt es eine Show aus Licht und Musik.
- ein Kaffeekonzert mit Live-Musik auf Klavier und Violine ab 16 Uhr
- Walking Acts der Naturgewalten
- Halbstündige Lichtshows
- eine spannende Bühnenshow der vier Elemente
- eine Videoinstallation mit historischen Fotos rund um die Mühle
- Schwarzlicht-Malerei für Kinder
- eine spektakuläre Feuershow
- DJ-Musik „Die Mühle rockt“
Zudem kann die Mühle auch von innen besichtigt werden.
Altes und Neues
Bei den Umbauarbeiten ihrer Villa lehnen sich die beiden an die Optik des Baujahres 1913 an und mischen sie mit modernen Elementen. Gerade haben sie den alten Terrazzoboden im Flur entdeckt und lassen ihn jetzt abschleifen. Auch die noch vorhandenen alten Dielen bleiben erhalten, Zwischendecken werden rausgenommen, ehemals vorhandene Deckenrundungen wieder herausgearbeitet. Die außenliegende Wendeltreppe ist neu. „Wir wollten von der oberen Etage direkt in den Garten gehen können, sagen sie.
Wie Mühle und Nachbar zusammenfanden
Seit das Paar nach Jerichow kam, engagiert es sich auch für die Mühle. „Catharina als Mitglied im Förder- und Heimatverein Stadt und Kloster Jerichow e.V. und ich, wann immer es mein Job zulässt und ich freie Zeit finde.“ Klingt für uns etwas zu bescheiden, denn schließlich waren sie es, die zum damaligen Bürgermeister gegangen sind und gefragt haben, was denn eigentlich mit der Mühle nebenan sei. „Der hat uns gesagt, die Mühle steht leer, aber es gibt den Heimatverein, der sich darum kümmert. Wir sollten da mal nachfragen.“ Die beiden haben nicht nur gefragt, sondern fortan aktiv dazu beigetragen, daß die Mühle heute wieder zu einem Ort der Begegnung geworden ist. Neugierig geworden? Dann sehen wir uns zum Lichtblütenfestival!