Sabine und Rainer Voß aus Grabow haben sich der Musik verschrieben. An der Kreismusikschule „Joachim a Burck“ geben sie ihre Leidenschaft an Jung und Alt weiter.


Bei Sabine und Rainer Voß, beide diplomierte Musiklehrer, startet der Tag – na klar – mit Musik. „Alexa weckt uns mit ‚Teachers‘ von Pink Floyd“, erzählen sie und lachen. Und beim gemeinsamen Koffein gegen 5.30 Uhr – sie Kaffee, er Espresso, und zwar noch vor dem Aufstehen – startet bereits das Tagesprogramm mit dem Internetradiosender „Absolut Relax“. „Da läuft alles, was wir mögen, und wir müssen echt aufpassen, dass wir rechtzeitig aus den Federn kommen.“ Doch auch während sich die beiden auf den Weg zur Arbeit machen, herrscht zu Hause keinesfalls Stille. Die Musik läuft weiter – für die Vierbeiner Baxter und Fido. „Auch unsere beiden Cockapoos sind absolute Musikfans.“

Allein in der Kirche

Klavier, Gitarre, Orgel, Flöte, Saxophon, Keyboard, Klarinette – Sabine Voß beherrscht sie alle. „Ich habe Musik schon mit der Muttermilch aufgesogen“, kommentiert die gerade 60 Gewordene. Und erzählt, wie sie bereits mit fünf Jahren auf dem Weg zum Klavier- und Flötenunterricht ihre Blockflöte ausgepackt und auf der Straße losgespielt hat. „Damit mich die Leute hören“, sagt sie mit einem Schmunzeln. In der achten Klasse habe sie dann die Orgel kennengelernt.  „Über einen Orgellehrer aus Burg, von dem ich mir dann sogar den Schlüssel der kleinen Kirche in der Franzosenstraße abholen und dort üben durfte. Wie faszinierend, mit 14 ganz allein in so einem Bauwerk einem solchen Instrument ‚Für Elise‘ oder ‚Alle Vögel sind schon da‘ zu entlocken. Und was für ein Gänsehautgefühl – insbesondere bei den tiefen Tönen der Orgel“, erinnert sie sich.

„Der Junge macht Posaune“

Ihr Mann, Rainer Voß, hat schon mit zarten drei Jahren am häuslichen Klavier geklimpert. „Sagt zumindest meine Mutter, die mich dann in der zweiten Klasse zum Klavierunterricht angemeldet hat“, erzählt er. Bis zur achten Klasse sei das gut gelaufen. „Dann kam der Hänger. Keine Lust, erste Freundin und so. Der Kommentar meines Vaters: ‚Geh hin und sag das.‘ Dazu war ich zu feige. Also habe ich weitergemacht“, blickt er zurück. Dennoch sei schon damals für ihn klar gewesen, dass es auch beruflich etwas mit Musik werden solle. Für ein entsprechendes Studium fehlte ihm zunächst ein zweites Instrument. „Saxophon, das wäre mein Favorit gewesen“, so der 62-Jährige. „Brauchen wir nicht, such dir was anderes“ – bekam er damals zu hören. Geworden sei es dann die Posaune. „Wohl wegen meiner Schnute“, mutmaßt Voß. „Denn nachdem ein Lehrer ausführlich meine Zahnstellung und die Form meiner Lippen ins Visier genommen hatte, lautete sein Fazit: ‚Der Junge macht Posaune.‘ Studiert hat Voß dann Musikpädagogik, Posaune und Klavier in Weimar.

Gitarrespielen wie Frau Voß

Heute sind die beiden, die sich 1997 über die Musik kennen und lieben lernten, Musiklehrer aus Leidenschaft. Sie ist im Landkreis unter anderem für die musikalische Früherziehung zuständig. „Neben meinen bis zu 200 Kindern, die ich in der musikalischen Früherziehung ab dem zweiten Lebensjahr betreue, unterrichte ich Saxophon und Keyboard.“ Rainer Voß leitet die Kreismusikschule. Auch einer der beiden Söhne ist in die musikalischen Fußstapfen getreten. Er spielt Schlagzeug in der Big Band der Musikschule. „Mit Musik können wir ganz viel Lebensfreude, Spaß und Motivation bewirken“, sagt Sabine Voß. „Wenn ich meine Kitakinder abhole, rennen sie voller Begeisterung in die Turnhalle, setzen sich in einen Kreis und warten gespannt auf mein Begrüßungslied auf der Gitarre.“ Dann wird gesungen, geklatscht, getanzt, Theater gespielt, sich ganz viel bewegt. „Wir machen alles, was Spaß macht und das musikalische Herz begehrt.“

 

Gerade die musikalische Früherziehung sei ein wichtiger Pool, aus dem in Folge die Musikschule schöpfe, fügt Rainer Voß hinzu, der die Einrichtung seit 2007 leitet. Dabei ist er hier schon seit 1988 als Lehrer für Posaune, Trompete, Klavier, Keyboard, Musiktheorie, Gehörbildung und Tonsatz tätig. Damals war es noch das Musikunterrichtskabinett und zählte fast 700 Schüler. Heute können die derzeit rund 350 Schüler hier neben Singen eine breite Palette an Instrumenten spielen lernen: Blechblasinstrumente wie Trompete und Posaune, Holzblasinstrumente wie Flöte, Querflöte, Saxophon, dazu Akkordeon, Klavier, Keyboard, Schlagzeug, Geige, Violine, Viola, Cello bis hin zu jeder Art Gitarre.

„Gitarre und Klavier sind dabei die Gefragtesten“, sagt Rainer Voß. Und seine Frau ergänzt: „Das rührt auch daher, dass ich schon bei den Zweijährigen mit der Gitarre anfange. Wenn die dann in die Schule kommen, ist immer wieder zu hören: Wir wollen Gitarre spielen, so wie Frau Voß.“

Musik als Berufung

Ganz wichtig ist den beiden, auch anderen den Spaß am Musizieren zu vermitteln, den sie selbst empfinden. Das gelinge zum Beispiel bei Auftritten, wo die Mühen des Lernens mit Applaus belohnt werden. „Vor Corona hatten wir im Jahr zwischen 80 und 90 Auftritte, die es natürlich vorzubereiten galt und zu denen wir dann zwei- bis dreimal in der Woche zusätzlich unterwegs waren.“ Ein so anspruchsvolles Pensum brauche vor allem eins: Engagement und Leidenschaft – da sind sich beide einig. Und deshalb sei Musik für sie zwar ihr Beruf, aber vielmehr ihre Berufung.

Hinzu komme die Möglichkeit, über Musik Werte zu vermitteln. „Positive Einstellungen zum Leben“, sagen sie. Freude, Disziplin, Ordnung, Zeiteinteilung. „Wer ein Instrument spielt, hat in der Regel keine Probleme in der Schule.“ Zudem hätten Hirnforscher festgestellt, dass Kinder, die ein Instrument spielen lernen, ihren Altersgenossen deutlich voraus sind. „Und im Alter haben diejenigen weniger mit Alzheimer zu tun.“ Das sei wissenschaftlich bewiesen, sagen sie. Musik tue gut in vielen Lebenslagen.

Sichtlich berührt erzählt Sabine Voß von einem autistischen Schüler einer Förderschule, dem niemand so richtig etwas zutraute, der bei ihr seine Liebe zum Keyboard entdeckte und immer von einem eigenen Klavier träumte. „Diesen Traum hat er sich später erfüllt. Zudem arbeitet er heute in einem guten Job.“ Musik mache eben vieles möglich. Deswegen empfehlen die beiden: „Leute, singt doch mal wieder!“ Auch um ein Ins­trument zu erlernen, sei es nie zu spät. „Mein ältester Saxophonschüler war 70“, sagt Sabine Voß. Wo ein Wille ist, finde sich immer ein Weg!

Eine Schule, viele Angebote

Die Kreismusikschule „Joachim a Burck“ ist eine staatlich anerkannte Musikschule des Landes Sachsen-Anhalt. Träger ist der Landkreis Jerichower Land. Zur Kreismusikschule gehören Bläsergruppen, Streicher-, Flöten- und Gitarrenensembles, ein Chor sowie eine Schülerband und eine Big Band. Der Hauptsitz der Schule befindet sich in Burg, Außenstellen gibt es in Genthin, Gommern und Möckern.

Lernen Sie ein Instrument!

Alle Infos zu Angebot und Anmeldung finden Sie unter: www.lkjl.de/kreismusikschule