Elisa Heinke (35), seit vier Jahren Geschäftsführerin des Technologie- und Gründerzentrums (TGZ) Jerichower Land, weiß, wie sich die Arbeitswelt im Landkreis bewegt und wandelt.


Was macht eigentlich das TGZ?

Zusammen mit meinem Team begleite, berate und unterstütze ich Unternehmen – sowohl Gründer als auch Unternehmen, die wachsen möchten, andere Unternehmen kaufen wollen oder eine Nachfolge anstreben. Darunter sind Vertreter aller Branchen, die unser gesellschaftliches Leben ausmachen – vom Friseur bis zum Industriebetrieb, vom Low Budget bis zur 10-Millionen-Euro-Investition. Angefangen haben wir vor 30 Jahren mit sechs Kunden, heute sind es über 60, die wir beim beruflichen wie auch persönlichen Wandel begleiten.

Ein guter Job?

Oh ja, ein toller Job. Weil wir dabei unterstützen können, Veränderungen zu bewirken. Und Veränderungen sind Entwicklungen. Sie bringen uns voran. Persönlich und gesellschaftlich.

Waren Gründungen vor 30 Jahren anders als heute?

Jein. Als das TGZ an den Start ging, war ich fünf, kann also nur von den Erfahrungen der Generation meiner Eltern berichten. Die waren stark durch die DDR-Zeit geprägt. Und die Planwirtschaft sah Gründungen nicht wirklich vor. Diese Mentalität zog sich zum Teil noch durch die ersten Nachwendejahre. Unternehmer, die damals gegründet haben, erzählten mir, dass sie eher planlos angefangen und so manchen Fehler gemacht hätten. Viele sind auch gescheitert. Heute gehört zu jeder Unternehmensgründung zwingend ein Businessplan. Dass der die Erfolgschancen erhöht, ist wissenschaftlich nachgewiesen. Nicht, weil da etwas auf dem Papier steht, vielmehr, weil sich der Gründer auf sein Vorhaben vorbereitet hat und weiß, wann, was, wie zu tun ist. Genau darum geht es. Deshalb glaube ich, dass Gründungen heute erfolgreicher sind. Damals wie heute fehlt allerdings häufig das betriebswirtschaftliche Know-how, eine Infrastruktur, das Kapital. Unterstützung dazu gibt’s von uns als TGZ. Heute natürlich mit Themen wie der Digitalisierung, die mir persönlich übrigens besonders am Herzen liegt.

Wie steht es denn um die Digitalisierung im Jerichower Land?

Sehr gut. Meine Erfahrung ist, dass die Unternehmen starkes Interesse an der Digitalisierung zeigen. Natürlich gibt es Unterschiede im Digitalisierungsgrad. Das Jerichower Land hat viele Produktionsbetriebe, deren Abläufe bereits digitalisiert sind. Andere haben noch Nachholbedarf. Auch Verwaltungen konnten ihren Workflow durch Digitalisierung verbessern. Die Herausforderung, die ich aktuell sehe, betrifft allerdings nicht nur die Digitalisierung als solche. Oft müssen Prozesse erst digitalisierungsfähig gemacht werden. Das heißt im Klartext: Funktioniert der Prozess nicht, wird auch eine Digitalisierung nicht zum erwarteten Ergebnis führen.

Kommen Unternehmen zu Ihnen, um sich in Sachen Digitalisierung beraten zu lassen?

Definitiv. Als Digitalisierungszentrum Jerichower Land sensibilisieren wir für diese Themen und unterstützen auch praktisch. Unter anderem durch entsprechende Bildungsangebote. Ein Beispiel ist unser Digi-Day, ein anderes sind unsere Digi-Camps für Kinder, wo Programmiersprachen erlernt werden können. Ähnliche Themen bieten wir auch der Wirtschaft an. Dabei geht es uns nicht nur um das Know-how, sondern auch um Austausch, Vernetzung und Weiterentwicklung.

Was macht Digitalisierung mit uns im ­Arbeitsleben?

Sie verändert das Arbeitsleben und damit auch uns selbst. Das betrifft nicht nur die Unternehmen, das betrifft jeden Einzelnen von uns. Deshalb sollte jeder neugierig bleiben, sich auch auf neue Dinge einlassen. Egal ob jung oder schon älter. Bildung ist unsere wichtigste Ressource im Wandel. Deshalb heißt die Devise: lebenslanges Lernen. Wer die Kultur des lebenslangen Lernens pflegt, wird auch neue Anforderungen meistern.

Wie steht es um Innovationen im Landkreis?

Es gibt viele spannende Arbeitsplätze, wo neue Technologien angewandt werden und Investitionen fließen. Wir haben zahlreiche Unternehmen, die innovativ unterwegs sind. Oft tragen sie das aber gar nicht so nach außen, die machen einfach. Innovativ sind sie, weil sie an ihren Produkten arbeiten, tolle Ideen haben und diese umsetzen. Ich sehe da ein großes Potenzial in unserer Region.

Wie wandelt sich die Arbeitswelt?

Ich beobachte, dass sich die Unternehmen sehr um gute Arbeitsplätze für ihre Mitarbeiter bemühen. Das zeigt sich unter anderem an Möglichkeiten wie Gleitarbeitszeit und an einer guten Work-Life-Balance. Zudem beobachte ich auch Unterschiede zwischen den Generationen. An der Generation meiner Eltern schätze ich, dass sie verbindlich und loyal sind, respektvoll miteinander umgehen, sich mit der eigenen Arbeit und dem Produkt identifizieren. Meine Generation hingegen ist stark von der Konsumgesellschaft, die eine Wegwerfgesellschaft ist, geprägt. In der Arbeitswelt fehlt es mitunter an Identifikation mit dem, was man macht. Es klingt profan, aber auf der Arbeit muss eben auch gearbeitet werden. Da gibt es eine Eigenverantwortung. Und ja, man darf auch stolz sein auf sein Unternehmen, sein Produkt. Von der Wertekultur der Elterngeneration können wir uns viel abgucken.

Was geben Sie Gründern mit auf den Weg?

Dass man nie aufhören sollte, sich weiterzuentwickeln. Probieren Sie etwas aus. Aber: Durchdenken Sie vorher, was zu tun ist, wenn eine Idee nicht wie geplant aufgeht. Ansonsten sage ich: einfach machen!

Infos im Netz:

Von Gründungskursen bis hin zum Digi-Day. Das TGZ organisiert zahlreiche spannende Veranstaltungen: TGZ Genthin

Elisa Heinke hilft Unternehmern und Gründern in der Arbeitswelt.

Das TGZ bietet zahlreiche spannende Veranstaltungen.