Yvonne Aßmann ist leidenschaftliche Bikerin. Sie möchte auch andere zum Radeln bewegen – für ein besseres Wohlergehen und für die Umwelt.


Gertenschlank, topfit und dazu eine wahre Fressraupe (wie ihre Kollegen behaupten): „Das macht das Fahrradfahren“, sagt Yvonne Aßmann und lacht. Aus Magdeburg radelt die ausgebildete Fachangestellte täglich ins Landratsamt nach Burg, wo sie seit fünf Jahren im Bereich Finanzen arbeitet. Eine Strecke: 23 Kilometer. „Die dehne ich bis auf 30 Kilometer aus – je nachdem, wo ich langfahre.“ So eine Schleife füge sie gern mal ein. „Ich bin nun mal fahrradverrückt.“ Die meiste Zeit geht’s dabei am Elbe-Havel-Kanal entlang. Manchmal auch über die Elbwiesen oder die Dörfer. Dazu braucht sie etwa eine Stunde, radelt morgens gegen 6.00 Uhr los, um gegen 7.00 Uhr im Büro zu sein. „Sollte es mal eine halbe Stunde später werden, begrüßen mich meine Kollegen mit ,Mahlzeit‘“, schmunzelt sie.

Warum sie sich das antut, wo es doch mit dem Auto viel bequemer ginge? „Sagt wer?“, kontert sie. „Ich habe gar kein Auto und brauche auch keins.“ Auf ihre Morgenstunde in der Natur zu verzichten, das komme für sie nicht infrage. „Diese Ruhe! Um die Zeit ist kein Mensch unterwegs. Ich höre die Vögel zwitschern, sehe Rehe auf dem Feld. Einmal ist tatsächlich ein Fuchs ein paar Meter neben mir hergelaufen. Hasen treffe ich fast immer.“ Sogar ein durch den Kanal schwimmendes Wildschwein habe sie schon beobachtet. „Unbeschreiblich schön, was die Natur alles zu bieten hat.“

10.000 km im vergangenen Jahr nach Italien mit dem Rad.

Per Rad bis nach Italien

10.000 Kilometer hat Yvonne Aßmann im vergangenen Jahr per Fahrrad zurückgelegt. Aufs Bike steigt die 39-Jährige, weil sie damit nicht nur viel für sich selbst, sondern zugleich etwas für eine intakte Umwelt tun kann. „Ich schätze die Natur und gebe auf sie acht.“ Auch im Urlaub verzichtet sie nicht aufs Pedalieren. Im letzten Sommer ist sie – zusammen mit ihrem Lebenspartner, der genauso fahrradverrückt ist – von Magdeburg nach Amsterdam geradelt. Knapp 600 Kilometer und zurück. Im Sommer davor ging es von München über den Brenner an den Gardasee. „Da haben wir an die 4.000 Höhenmeter geknackt.“ Das sei dann allerdings schon richtig Sport, wohingegen sie auf ihrem Arbeitsweg nicht wirklich ins Schwitzen gerate. „Der Körper gewöhnt sich daran“, sagt sie und verrät ihre nächsten Urlaubs­ziele: „Wir wollen jetzt jede Hauptstadt in Europa mit dem Rad ansteuern.“

Ihre Liebe zum Radeln begleitet Yvonne Aßmann bereits seit frühester Kindheit. „Mein Vater, der ebenso gern Rad fährt, hat mich schon in den Sattel gesetzt, als ich kaum laufen konnte.“ Sie erinnere sich noch gut daran, wie er damals mit seinem feschen Rennrad zur Arbeit fuhr. „Als ich später auf dem Weg zur Berufsschule an der Bushaltestelle stand, ist er an uns Wartenden vorbeigesaust. Jeden Morgen! Da haben meine Mitschüler gesagt: Guck mal, da kommt wieder der verrückte Radfahrer – das ist mein Vater bis heute geblieben. Und ich habe es offenbar geerbt.“

Der grüne Helmut

Helmut, Hector, Helios und Elsbeth – auf diese von ihr gewählten Namen hören Yvonne Aßmanns Räder. Der grüne Helmut, ein Crossbike, ist ihr täglicher Begleiter durch die Natur zur Arbeit. Helios, ein Rennrad, kommt auf größeren Touren zum Einsatz. „Während ich auf Helmut im Durchschnitt mit Geschwindigkeiten zwischen 20 und 25 Stundenkilometern unterwegs bin, schafft Helios über 40 Stundenkilometer.“ Hector, ein Rad für Liebhaber ohne Gänge und Freilauf, hat sie mit einem Zebralook aufgepeppt. „Ein echter Hingucker“, sagt sie stolz. Auch die rote Elsbeth, ein Damenrad mit Gepäckträger, möchte sie auf keinen Fall missen. „Elsbeth und ich erledigen gemeinsam die Einkäufe.“

Was ein gutes Rad ausmacht? Es müsse gar nicht viele tausend Euro kosten. „Das Bike muss zu einem passen, muss sich gut anfühlen“, erklärt sie. Herausfinden lässt sich das durch eine gute Beratung beim Fachhändler, der auch Probefahrten ermöglicht und wo die Wartung oft gleich inklusive ist.

Mit Radfahren lasse sich zudem richtig Geld sparen. „Klar, mit meinen vier Rädern liege ich immer noch deutlich unter dem, was ein Auto kostet. Hinzu kommt: Ich muss nie tanken, brauche keine teure Kfz-Versicherung, weil meine Hausratversicherung die Räder mit abdeckt, und Reparaturkosten vermeide ich durch Selbermachen. Dazu habe ich mir Youtube-Videos angeschaut, Werkzeug gekauft und bekomme so das Meiste hin.“ Ersatzteile seien zudem deutlich günstiger als beim PKW.

 

 

Der grüne Helmut kommt mit.

Den Stress weggeradelt

Was man sich darüber hinaus wirklich erspart, sei gar nicht in Geld aufzuwiegen: „Die Frage, ob etwas zu viele Kalorien hat, brauche ich mir nicht zu stellen. Damit lebe ich deutlich entspannter und gesünder. Ich bin abgehärtet, selten krank, esse, worauf ich Lust habe.“ Zudem sorge das Radfahren für Erholung. „Wie viele Leute klagen über ein stressiges Leben. Während andere nach der Arbeit auf der A2 im Stau stehen, lasse ich mir die frische Luft um die Nase wehen und komme ganz entspannt­ zu Hause an. Bewegung baut Stress ab. Für mich ist das ein großer Mehrwert, den mir meine Räder bieten. Und dafür liebe ich sie.“

Wenn sie einen Wunsch frei hätte? „Mehr Wertschätzung für unsere Natur, indem – wer kann – das Auto einfach mal stehenlässt und aufs Rad steigt. Das öffnet die Augen für die Schönheit der Natur, die es zu erhalten gilt. Und der Körper sagt zusätzlich Danke.“

Yvonne Aßmanns Tourentipp durchs Jerichower Land

Burger Bogen
Ausgangs- und Zielpunkt der etwa 50 Kilometer langen Strecke ist das historische Rathaus in Burg. Der Rundkurs führt über die Ortsteile Parchau und Ihleburg nach Zerben. Dort lohnt sich ein Besuch des Schlosses, in dem einst Elisabeth Freiin von Plotho – die historische Vorlage von Theodor Fontanes „Effi Briest“ – lebte. Hinter Zerben mündet die Strecke in den Elberadweg, den man südlich befährt. Weitere Stationen sind der NABU-Natur­erlebnispark Blumenthal und die alte Schleuse Niegripp.