"Esel überall"


Wir sind gespannt wie der sprichwörtliche Flitzebogen als wir im Örtchen Schermen rechts abbiegen und den geteerten Waldweg Richtung Ortausgang entlangfahren. So viel Gutes haben wir im Vorfeld über die Traditions-Gaststätte „Bauernstube Bocksmühle“ am Rande des Külzauer Forst gehört, dass wir uns davon gern persönlich überzeugen wollen.

Die Geschichte der „Schermenschen Mühle“ führt zurück bis ins Jahr 1650 – Müller Bock, der auch heute noch Namensgeber ist, mahlte Getreide für die ortansässigen Bauern. Von 1905 bis 1953 wurde die Mühle dann zur Ausflugsgaststätte, bevor sie in den Folgejahren nur noch als Wohnhaus genutzt wurde. Erst nach der politischen Wende kam auch für die Bocksmühle der Wandel: 1991 wurde das Ausflugslokal wiedereröffnet und ist seitdem als „Bauernstube Bocksmühle“ überregional bekannt.

Maßgeblich verantwortlich für die heutige Handschrift der Bocksmühle ist die Familie Westphal. Wilhelm Westphal kaufte das Anwesen und seit 1994 ist Petra Westphal Küchenchefin und verantwortlich für die deftige und berühmte Landmannskost. Gastroerfahrung wurde ihr in die Wiege gelegt: Ihre Mutter führte eine Gaststätte in Pretzien, in der sie aushalf. Tochter Ramona Cuno ist gelernte Köchin und kümmert sich um Service und die komplette Organisation. Ein Familienbetrieb durch und durch. Urlaub gibt es daher nur zwei Mal im Jahr.


Mit ganz viel Herz

Wer in der Bocksmühle einkehrt, bekommt weit mehr als ein Essen serviert. Beim Gespräch mit Frau Westphal und Tochter Ramona wird deutlich: Geselligkeit und der ehrliche Austausch mit den Gästen stehen an erster Stelle!  „Wir haben damals unsere ersten Stammgäste einfach gefragt, was sie gerne essen möchten“, erklärt Petra Westphal. Aus den Wünschen der Gäste und der klassischen DDR-Küche wurde die Speisekarte entwickelt, auf der heute auch Spezialitäten wie Hammel oder Pferd zu finden sind. „Viele Leute glauben ja, dass Hammel besonders streng schmeckt“, erläutert Petra Westphal. „Aber das muss nicht sein, wichtig ist die Art der Zubereitung!“. Diese führt bei vielen Gerichten aus der Bocksmühlschen Küche, angelehnt an die DDR-Küche, über den Schnellkochtopf und die Vorratshaltung durchs Einwecken. Wichtig ist Petra Westphal auch, dass so wenig wie möglich weggeschmissen wird. „Und wenn doch mal ein Salatblatt übrig bleibt, habe ich ja meine Hühner“, ergänzt sie lachend.

Der Erfolg gibt der Familie Recht: „In den letzten beiden Sommern ging Mittags und Abends nichts mehr ohne Reservierung“, so Ramona Cuno. „Unsere Herrentagsparties waren wirklich legendär!“; coronabedingt mussten diese, wie auch zahlreiche andere Veranstaltungen in den vergangenen Jahren, entfallen. Doch auch ohne Events, bleibt der Gastraum selten leer. Tagesgäste kommen auch mal Berlin, Potsdam oder aus dem Harz, oft aber aus der direkten Umgebung z.B. dank Empfehlungen unter Campinggästen vom Niegripper See. Auf die Frage nach ihrer schönsten Erinnerung, winkt Petra Westphal nur lachend ab: „Es sind einfach zu viele!“ Denn wer sich einmal von der Herzlichkeit und der guten Küche der Bocksmühle überzeugt hat, der kommt garantiert wieder.


Eselclub Möser

Doch zurück zum Titel unserer Geschichte... wie war das jetzt mit den Eseln? Der Gastraum des Lokals ist übersäht von Eselfiguren und Bildern; das Wappen der Bocksmühle ziert einen Esel? „Das sind alles Geschenke von unseren Gästen, denn Esel gab es hier schon immer“, klärt uns Wilhelm Westphal auf. Seine Frau ergänzt: „Mein Mann gründete in der DDR zusammen mit 2 Freunden den „Eselclub Möser“; damals lebten 5 Esel auf dem Hof.“ Seitdem gehören Esel einfach zur Bocksmühle dazu, auch wenn mittlerweile nur noch Esel „Lieschen“ zusammen mit 3 Ziegen, den Hühnern einem Kater und einem Hund auf dem Hof lebt.

Wie lange die Bocksmühle noch geöffnet bleibt, entscheidet der Gesundheitszustand von Frau Westphal: „2022 und 2023 haben wir definitiv noch geöffnet! Was danach kommt, entscheiden wir dann, Gesundheit geht nun mal vor.“ Fakt ist allerdings: Ohne „Mutti Petra“ läuft hier nichts!

Unsere Empfehlung deshalb: Am besten gleich einen Tisch reservieren und einen Ausflug zur Bocksmühle planen! Von Burg aus oder etwas kürzer, vom Bahnhof Möser, erreicht man die Bauernstube über sehr schöne Wanderwege. Aber auch für Autofahrer lässt sich das Ausflugslokal gut erreichen. Wir können die vielen positiven Stimmen nur bestätigen und planen schon unseren nächsten Besuch am Ortsrand von Schermen.

Alle Infos und einen Einblick in die Geschichte der Bauernstube finden Sie auch unter www.bauernstube-bocksmuehle.de

Petra und Wilhelm "Willi" Westphal im Kaminzimmer

Eselsammlung

Gut gegessen und getrunken

Esel "Lieschen" ist der heimliche Star der Bocksmühle

Das Wasserrad wurde 1999 nochmals erneuert.