Der Heimatverein Schartau macht Geschichte lebendig


Wer durch die Burger Ortschaft Schartau fährt, kann sie kaum übersehen: Vier große Metallskulpturen, die neben einem riesigen Felsbrocken mitten im Ortskern aufgestellt sind. Schaut man etwas genauer hin, erkennt man die Inschrift „Schartauer Recht“ und den Hinweis, dass es sich bei den vier Skulpturen um Schöffen handelt. Wir waren neugierig was es damit auf sich hat und haben die Vorsitzende des Heimatvereins „Schartau-er-leben e.V.“ Petra Seidel getroffen.

Der Heimatverein wurde 2011 gegründet. Die 20 Mitglieder engagieren sich seitdem ehrenamtlich für die 650 Einwohner der kleinen Ortschaft. Neben Seniorentreffen, Bastelnachmittagen, dem Erntedankfest und Wanderungen ist das alljährliche Pyramidenfest ein fester Bestandteil im Schartauer Veranstaltungskalender. Eine große, selbst gebaute, Weihnachtspyramide wird alljährlich pünktlich zum 1. Advent in der Ortsmitte aufgestellt und läutet die bevorstehende Weihnachtszeit ein.

Darüber hinaus steht aber auch immer wieder die Aufarbeitung der Historie von Schartau vom Mittelalter bis in zum 20. Jahrhundert im Fokus der Arbeit des Heimatvereins. Schartau wurde bereits 946 erstmal urkundlich erwähnt, ist die älteste der Burger Ortschaften und aus verschiedensten historischen Quellen geht hervor, dass der Ort aufgrund seiner strategisch günstigen Lage einst das Stadtrecht besaß. Für interessierte Historiker ein mehr als wichtiger Aspekt, doch Petra Seidel gesteht: „Wenn man über solch altes Recht spricht, wird es schnell staub trocken. Geschichte muss lebendig sein.“ Zur anstehenden 1076-Jahr-Feier, die vom 13 bis 15. Mai 2022 stattfindet, soll daher der Blick in die Vergangenheit in Form eines Laienschauspiels gewagt werden.


Doch was hat es mit dem Schartauer Recht nun eigentlich auf sich? Mit dem Stadtrecht besaß Schartau die Berechtigung einmal im Monat Gericht zu halten und Recht zu sprechen. Da es im 10.Jahrhundert keine schriftlich festgehaltenen Gesetze, sondern ausschließlich mündlich überlieferte Rechtsprechung gab, war dieses monatliche Gericht wichtig, um rechtliche Streitpunkte wie z.B. Erb- und Nachbarschaftsstreits zu klären. Das mündlich gesprochene Recht wurde hauptsächlich auf die Landbevölkerung angewandt und wird daher auch als „Bauernrecht“ bezeichnet. Schartauer Recht wurde im 12. Jahrhundert auch auf andere Landgemeinden übertragen und damit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt.

Zur 1076-Jahr-Feier wird in Schartau daher ein Schöffengericht nachgestellt und die vier Weisen halten ab 19:00 Uhr mit einem „Historischen Spektakel“ Gericht in der Kirche Sankt Sebastian. Ein solches Spektakel wurde erstmals 2016 aufgeführt und sorgte damals für großen Anklang. An diesen Erfolg wollen die Akteure mit einer neuen Aufführung anknüpfen und stellen dabei ihr schauspielerisches Talent auf die Probe. Geschichte zum Anfassen und dabei so gar nicht staubig! Nach dem Spektakel soll das erworbene Wissen mit einem Quiz auf die Probe gestellt werden - Für die Besten winken tolle Preise, aufpassen und mitmachen wird also belohnt!

Das Dorffest „1075 Jahre Schartau“ sollte bereits im vergangenen Jahr stattfinden und musste aufgrund der Corona-Beschränkungen abgesagt werden. In diesem Jahr soll das Fest nun mit allen Schartauer Vereinen und Gruppen würdig begangen werden. Die Schartauer laden daher alle Interessierte vom 13. bis 15.05.2022 herzlich ein!

Petra Seidel mit den vier Weisen in Schartau

Der Hinweis auf das Dorffest ist schon von Weitem zu Sehen

Das bunte Programm