Was kommt bei den Leuten im Landkreis einfach zu kurz? In einer Umfrage haben wir uns umgehört.


 

Sabine Zander (48), Kirchmöser, Kassiererin

 

 


Ich hätte gern mehr Zeit für mein Hobby, das Gärtnern. Gemeinsam mit einer Bekannten habe ich einen Gemüsegarten in der Bensdorfer Mühle angelegt, jetzt teilen wir uns die Pflegearbeiten. So schaffen wir es immer, das Gemüse frisch und knackig zu ernten. Da ich in einer Wohnung ohne eigenen Garten lebe, genieße ich das sehr. Neben der Arbeit an der Kasse, einem kleinen Nebenjob, der Zeit für meine Tochter und unsere zwei Vierbeiner muss das Hobby nicht selten zurückstecken. Der Tag hat ja nun mal nur 24 Stunden.

Petra Lobitz (61), Fischbeck, Biologielaborantin

 


Ich arbeite inzwischen im Besucherservice des Klosters Jerichow, bin hier für unsere Gäste da. Meine Freizeit gehört der Familie, insbesondere meinen drei Enkelkindern, die ich glücklicherweise ganz in der Nähe habe, sodass ich an ihrem Leben teilhaben kann. Gern mehr Zeit hätte ich, um Veranstaltungen zu besuchen. Da mag ich alles, von der Familienfeier bis zur Großveranstaltung. So wie das 850-jährige Jubiläum in Fischbeck im vergangenen Jahr, wo sich viele Vereine eingebracht haben und wo ordentlich was los war.

Phillip Jahn (34), Halle/Saale, Kunsthistoriker & Archäologe


Für mich dürfte es mehr Zeit für den Kulturgenuss sein. Bei der Kultur, für die ich als Museumsdirektor des Klosters Jerichow arbeite, geht’s leider doch sehr umfänglich um Verwaltung, Presse, Öffentlichkeitsarbeit und viel Bürokratisches. Das ist prinzipiell in Ordnung, kostet aber auch viel Zeit. Hätte ich mehr davon, würde ich sie nutzen, um mir – gerade hier im Jerichower Land – noch viel häufiger die zahlreichen historischen Orte, Bauwerke und Kirchen des Mittelalters anzusehen. Das kann man hier in der Gegend ganz wunderbar mit dem Rad machen.

Susan Lange (41), Niegripp, Fachkraft im Gastgewerbe

 


Ich arbeite unter der Woche von 6.30 Uhr bis 15.45 Uhr in einem Handwerksbetrieb, der Bilderrahmen aus Holzleisten fertigt. Mein Arbeitsweg: eine halbe Stunde. Gern hätte ich mehr Zeit für meine achtjährige Tochter, möchte zu Hause sein, wenn sie aus der Schule kommt. Was hat sie erlebt? Wobei kann ich sie unterstützen? Was können wir gemeinsam machen? Oft weiß man gar nicht alles, was bei den Kindern so los ist. Weil am Ende der Tag einfach viel zu schnell vergeht. Mein Job macht mir wirklich Spaß und ist mir wichtig. Genau wie meine Familie. Alles unter einen Hut zu bringen, erweist sich manchmal als echte Gratwanderung.

Dr. Udo Vogt (55), Burg, Diplom-Gartenbauingenieur


Es sind viele Sachen, für die ich gern mehr Zeit hätte. Für die Familie genauso wie für mein Hobby, die Geschichte. Seit der Landesgartenschau bin ich in Burg als Stadtführer unterwegs, beschäftige mich mit verschiedenen Themen, zu denen ich mein Wissen weitergeben kann – zum Burgvogt zum Beispiel. Schließlich bin ich Herr Vogt und komme aus Burg – da liegt das Thema auf der Hand. Oder zur Geschichte der hier gebürtigen Brigitte Reimann, die gerade im Jubiläumsjahr viel nachgefragt wird. Würde es im Berufsleben weniger Zeitfresser – wie etwa die Bürokratie – geben, mit denen ich als Selbstständiger und Inhaber des Blumenhauses Vogt immer wieder konfrontiert bin, könnte ich noch viel mehr davon machen.

Sieglinde Wilke (66), Burg, Uhrmacherin, verheiratet

 


Ich war eine Weile arbeitslos und hatte Zeit für ganz viele Dinge – zu denen ich aber keine Lust und keinen Antrieb verspürte. Jetzt bin ich wieder in Lohn und Brot, wie man so schön sagt, und gucke dabei auch nicht so genau auf die Uhr. Schluss ist, wenn die Arbeit erledigt ist. Ganz einfach. Und klar, dann fehlt schon wieder die Zeit für all das, was ich schon immer in Haus und Garten erledigen wollte. Ganz schön verrückt, oder? Wofür ich allerdings wirklich gern mehr Zeit hätte: Ich bin Liedermacherin mit eigenem Programm, das alltagsbezogene Themen aufgreift, in denen die Menschen sich wiederfinden. Damit trete ich vor allem in Alten- und Pflegeheimen auf. Grundsätzlich singe ich nur meine eigenen Songs, trage selbstgeschriebene Geschichten vor und kümmere mich selbst um die Technik – das alles braucht Zeit. Und weil das gut bei den alten Menschen ankommt, hätte ich dafür gern mehr davon.